Der 1. Bock
Hey ihr Lieben,
den Jagdschein nun in der Tasche fehlte mir nur noch ein Revier und das war gar nicht leicht zu bekommen..
Anfangs wollte ich gerne in dem Revier mitjagen wo mein Vater auch ist. Doch wie das nunmal so ist war/bin ich JungjägrIN und dann auch noch von so zartem Alter. Damit konnten die natürlich erstmal nicht so viel anfangen. Das hieß weiter suchen.
Irgendwann sprach mich meine Ausbilderin dann an und sagte mir ich solle mich einmal bei einem Förster melden. Er wisse Bescheid und ich solle mich vorstellen. Gesagt getan. Wir machten einen Termin aus und unterhielten uns darüber was alles auf mich zukommen würde, wenn ich einen Pirschbezirk dort übernähme und über alles was dazu gehört. Ich war sofort begeistert.
Wir machten eine Rundfahrt in dem mir zugeteilten Bezirk und er zeigte uns die Hochsitze und wo und wie wir am besten sitzen können. Das schöne an meinem Bezirk ist, dass ich vieles selber erledige und der Förster für alles offen ist. Ich fühle mich bei ihm sehr wohl und gut aufgehoben.
Auch meine Mitjäger nahmen mich bei unserem ersten Zusammentreffen ganz herzlich auf und ich verstehe mich mit Ihnen total gut.
Wir zogen uns um, packten alle Sachen ins Auto und den Hund natürlich auch.
Kaum das wir saßen, ging es auch schon los. Ich fühlte wie meine Anspannung bei jedem Knacken im Wald stieg, doch nach einer Stunde schlief ich immer wieder erbarmungslos ein. Ich versuchte krampfhaft die Augen offen zu halten, doch die Müdigkeit war stärker… Gegen 22 Uhr stieß mein Vater mich an und zeigte auf eine Ricke, die mit ihrem Kitz die Schneise entlang zog und sich das frische Gras schmecken ließen. Sie waren bezaubernd anzusehen. Ich hatte schon etwas länger aufgegeben über einen möglichen Bock nachzudenken, die Aufregung war auch schon längere Zeit nicht mehr da und der Schlaf rief schon nach mir, doch mein Vater wollte noch nicht los. Er glaubte an das Wunder welches tatsächlich noch kam. Gegen 22:20 hörten wir neben uns im Wald etwas knacken. Es kam immer näher, jedoch war ich noch nicht ganz bei der Sache und quitschte mit meinen Gummistiefeln hin und her als ich versuchte den Standort des knackenden Etwas zu erfahren. Dadurch entfernte es sich weiter nach hinten zog jedoch nicht weg. Einige unendlich lange kurze Minuten später stand er plötzlich vor mir. MEIN BOCK. Ich stellte den Gehörschutz ein und nahm die Waffe hoch. Konzentration, wo ist denn nur das Blatt. Der Brave stand etwas weniger als 50 Meter vor mir und ich konnte durch das Zielfernrohr das Blatt nicht finden. Mein Vater fragte sich schon die ganze Zeit über was ich denn da tat, denn der Bock wurde unruhig und äugte zu uns herüber. Doch dann war es soweit. Ich ließ um 22.24 Uhr die 9,3×62 Bleifrei aus dem Lauf und der Bock? War abgesprungen… Mein Gesichtsausdruck sprach in diesem Moment Bände. Ein riesiger Schock! „Ich habe bestimmt vorbei geschossen“, schoss es sofort aus meinem Mund und meine Glieder fingen an zu Zittern als wären sie aus Wackelpudding. Doch mein Vater versuchte mich zu beruhigen, nahm mich in den Arm und wir warteten einen kurzen Augenblick. Nach kurzem verharren, baumten wir ab und holten unseren Hund, um eine eventuelle Nachsuche starten zu können. Dieser war völlig aus dem Haus und zog uns sofort zum Anschuss. Ich blieb dort wie angewurzelt stehen und sah meinem Vater hinterher wie er davon gezogen wurde. Keine zehn Sekunden später hörte ich ein Lachen und er kam keine 20m mit meinem Bock aus dem Wald. Es war ein sauberer Lungenschuss und er war nach einer kurzen Flucht verendet. Ich war in diesem Moment so erleichtert und so ergriffen von dem was sich abspielte, dass ich anfing zu weinen. Ich kniete mich neben ihn und gab ihm den letzten Bissen. Danach erwiesen wir ihm die letzte Ehre und mein Vater spielte für mich auf seinem Jagdhorn: Bock tot.. Es war wunderschön und zugleich unfassbar..
Das Versorgen ging dann relativ flott als plötzlich ein Freund des Försters um die Ecke kam und mir Waidmannsheil wünschte. Er erzählte, dass sie gerade in der Försterei saßen und mitbekommen hätten, dass jemand auf den Hof kam. Sie würden noch alle dort sein und so gingen wir mit dem Haupt hinüber. Alle die dort waren freuten sich sehr und so saßen wir dann noch bis um ein Uhr nachts zusammen und ich erzählte meine Geschichte…
Zuhause machten wir noch ein Bild mit meiner Kamera bevor wir alles fertig machen wollten, um das Gehörn auf ein Brett zu montieren.
Wir schlugen alles ab, kochten den Schädel und wollten ihn ein paar Tage später beim Bleichen von der Sonne trocknen lassen, da passierte es. Der Hund fand seinen „Knochen“ und kaute ordentlich darauf herum… Nun war das Malheur passiert und niemand konnte es rückgängig machen, doch wir fanden eine schöne Lösung. Da das Gehörn noch in Stand war, brachten wir es zu einem Tischler, der es uns auf eine Runde scheibe schraubte und nun noch etwas besonderer ist.
All das gehört zu der Geschichte meines Bockes und ich wollte es euch nicht vor enthalten.