Wochenende im August

Wochenende im August

Januar 8, 2018 0 Von Jaegerdeern
Hallo ihr Lieben,
Es ist August in seiner schönsten Form und ich möchte euch von einem unglaublich schönen und spannendem Wochenende erzählen, welches ich mit meinem Vater erleben durfte.

 

Freitag 1.August 2014
Ich kam am Freitag aus dem Urlaub wieder und natürlich musste ich abends gleich wieder raus. Es fehlt einem wirklich, auch wenn es nur für kurze Zeit ist, draußen zu sein und einfach das Gefühl zu genießen, welches die Natur ausstrahlt.
Es ging jedoch zu meinem Vater ins Revier. Da ja Blattzeit war und wir unser Glück mit dem Blatter noch einmal probieren wollten.
Wir waren ca. um 8 Uhr im Revier und auf dem Weg zur Kanzel, bekamen wir schon einen Bock in Anblick. Es war derjenige, welchen ich eine Woche vorher angeblattet hatte. Auf dem Stoppelfeld wo auch die Kanzel stand, bemerkten wir einen Schof Gänse, welcher aus mindestens 60 Stück mit unterschiedlichsten Arten bestand und drei Graureiher. Jedoch bekamen sie uns schnell mit und flüchteten.

Nachdem wir uns eingerichtet hatten, fing ich nach gut 10 Minuten mit dem Fiepen an. Leider war nach einer dreiviertel Stunde noch kein Bock gesprungen und so entschied ich mich eine Pause einzulegen. Dafür kamen uns ein paar Hasen in Anblick, sowie wieder Reiher.
Gegen 9 Uhr sahen wir im Nachbarrevier 4 Stück Rehwild (Ricke mit 2 Kitzen und ein Bock), welche so schön zu beobachten waren! Leider kamen sie nicht näher als 400m und waren auch schnell wieder verschwunden…

Während ich langsam doch müde und ein wenig unruhig wurde, blieb mein Vater die Ruhe selbst. Er ist immer sehr optimistisch was sowas angeht. „Da kommt gleich noch ein Bock!“, ist glaube ich zu seinem Lieblingsspruch geworden.
Um kurz vor halb 10 fing ich dann doch nochmal an zu blatten und nach 10 Minuten ging alles ganz schnell. Aus dem Knick, auf ungefähr 100m, trat ein Bock heraus und interessierte sich sehr für das was hervor ging. Ich konnte ihn gut beobachten und lies noch ein paar Fieptöne hören, sodass er immer weiter heran zog. Als ich meinem Vater sagte, dass es ein braver Bock sei, wurde er noch aufgeregter als vorher und erwiderte, dass er nicht schießen könne, weil er zu sehr aufgeregt war. Den Bock interessierte dies ja wenig und er kam immer näher und näher. Als er auf 40m breit an uns fast vorbei war, pfiff ich kurz und mein Vater ließ die Kugel fliegen. Der Bock zeichnete kaum und sprang gute 15m ab bis er zum stehen kam. Zuerst dachte ich, er wäre nicht getroffen, doch dann tat er sich nieder und lag mit sauberem Schuss.
Ich war schneller aus der Kanzel als mein Vater und besorgte die Brüche aus Eichenlaub, welches nicht so leicht zu finden war und er wunderte sich schon, wo ich denn hin wäre. Als wir den Bock erreichten war die Freude groß und ich übergab meinem Vater seinen Erlegerbruch und wünschte ihm ein kräftiges Waidmannsheil. Dem Bock gaben wir seinen letzten Bissen und verbliesen ihn. Dann ruhten wir kurz bei ihm und machten uns auf den Rückweg.

 

Samstag 2.August 2014
Am nächsten Tag wollte ich nun auch nochmal in mein Revier fahren, um das Wochenende einfach mal so zu verbringen mit dem was man liebt. Der Jagd, der Natur und der Ruhe!
Wir waren zur gleichen Zeit wie am Vortag auf dem Ansitz, doch erst einmal passierte gar nichts. Weder auf meine leidenschaftlichen Fieptöne, noch ließ sich so etwas blicken.
Zu späterer Stunde hörte ich jedoch neben mir im Wald eine Ricke fiepen. Da dachte ich mir schon, gegen solche Konkurrenz habe ich ja keinen Hauch einer Chance, doch die Ricke zog von unserem Sitz weg.
Kurze Zeit später sah ich ein Stück Rehwild auf die Fläche vor uns treten, doch sah ich nicht sofort, dass es ein Bock war und setzte mir erst einmal den Gehörschutz auf. Als ich das Stück dann im Absehen hatte, sah ich sein Gehörn, jedoch auch eine Ricke die 50m weiter hinten austrat. Mein Vater sagte mir, dass ich den Bock strecken könne, doch zögerte ich zu lange, weil ich eigentlich noch einen Jährling entnehmen wollte. Da sprang der Bock im Eifer seiner Gefühle in Richtung der Ricke und fing an sie zu treiben. Ein unglaublich spanndender Anblick von dem man im Wald leider nicht zu viel mitbekommen kann…
Ich sackte auf einmal völlig in mich zusammen erstens, weil die Aufregung verschwand und zweitens, weil mein Vater mir sagte, dass der Bock wohl ungerade Stangen gehabt hätte.
Ich hatte keine Lust mehr zu fiepen und guckte nur noch durch die Gegend. Irgendwann um halb zehn raffte ich mich dann doch nochmal zusammen und lies noch ein paar verführerische Töne heraus.
Kurz darauf trat auf 150m eine Ricke heraus, welche sich immer wieder umsah, was ein Zeichen für ein folgendes Stück ist. Und tatsächlich kam ihr ein Jährling hinterher. Ich war sofort super aufgeregt und versuchte den Bock mit dem Blatter noch ein bisschen näher zu locken, um einen sicheren und waidgerechten Schuss abgeben zu können. Als er auf 100m breit stand, ging ich in den Anschlag und musste erst einmal meinen Puls beruhigen. Um 21:40 fiel der Schuss und der Bock lag im Knall. Ich zitterte mal wieder am ganzen Körper, was ich bis jetzt noch nicht in den Griff bekomme, aber das gehört nunmal auch dazu. (Es wäre ja auch schrecklich nichts zu fühlen…)
Wir warteten einen kleinen Moment und gingen dann zum Bock. Ich musste mich zuerst zu ihm knien und ließ alles auf mich wirken, dann bekam auch er seinen letzten Bissen und wurde verblasen. Wenn man einmal den Hörnerklang im Wald vernahm, möchte man dies nie mehr missen!

 

Sonntag 3.August 2014
Um dem Wochenende einen runden Abschluss zu geben, gingen wir Sonntagabend noch einmal zu meinem Vater ins Revier.

Es war ein wunderschöner Abend und das Rehwild lies nicht lange auf sich warten. Eine Ricke und ein Bock kamen heraus und waren ganz mit sich selbst beschäftigt. Leider fing der Bock nicht an sie zu treiben, was wirklich schön gewesen wäre. Dafür konnten wir beide eine Weile beim Äsen beobachten.

Wir sahen drei Bussarde die auf kleine Beute warteten und hinter uns hörten wir den ganzen Ansitz über ein Wiesel welches viel Theater machte.
Wir konnten noch einen Jährling beobachten, sowie einen weiteren älteren Bock und zwei Ricken. Sie schlugen sich alle auf einer saftigen Wiese die Bäuche voll. Es war ein wundervoller Anblick.
Als wir dann abbaumten ging die Sonne unter und ein erlebnisreiches Wochenende ging zuende.